Freitag, 1. September 2017

14. Ute Krautkremer





Durch Schuss

Mit meiner Arbeit nehme ich Bezug auf den militärischen Charakter der Festung Ehrenbreitstein. Die große Anzahl der hier stationierten Kanonen ist Symbol und Ausdruck ihrer militärischen Größe und Stärke. Eine dieser Kanonen wird mit zwei Arbeiten, die versetzt hintereinander hängen, kontrastiert. Der massiven metallischen Gussform werden Abformungen aus Papier gegenübergestellt. Es sind Abformungen, die ihren Ursprung in der Natur haben – Papierabgüsse von Baumscheiben werden als Negativformen in geometrische Holzkörper eingefügt. Die so entstandenen Hohlräume ermöglichen Durchblicke und erschließen dem Betrachter neue Sichtweisen. Die zylindrische Form der Baumscheiben korrespondiert einerseits mit den Rundungen der Kanone, andererseits kontrastieren die gewachsenen Strukturen des Baumes mit den glatten, industriell gegossenen Formen des Kanonenrohrs und ihrer materiellen Schwere. Die quadratische Außenform der Objekte lässt sich auf die Schießöffnung hinter der Kanone beziehen.
Die Objekte suggerieren den Eindruck eines bereits erfolgten Durchschusses; im Zusammenhang der Präsentation direkt über der Kanone versteht man die Baumöffnungen als das, was Kanonenkugeln, die Wände durchschlagen, hinterlassen – große Löcher. Verstärkt wird diese Anmutung durch die plastische Ausdehnung der geometrischen Körper, die eine Mauer oder eine Wand suggerieren können. Die Dopplung betont die Assoziation eines „Durchschusses“. Durch die gestaffelte Setzung ergeben sich zwei aufeinander bezogene Öffnungen, durch die der Blick des Betrachters parallel zum Verlauf des Kanonenrohrs bis auf die unbeschädigte Rückwand gelenkt wird. Die farbige Oberflächenbehandlung und die schwebende Leichtigkeit der Installation brechen einmal mehr die strenge Anordnung und die Dominanz der schwergewichtigen Kanone. Die Installation schafft so ironische Distanz zur Umgebung.
 


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Atelier Ute Krautkremer