Freitag, 1. September 2017

27. Franziskus Wendels





Escapade und Exit

Bei dem Besuch der Festung Ehrenbreitstein sind mir die Fluchtschilder aufgefallen, die dort zahlreich zu sehen sind. Es sind jene grünen Schilder, auf denen eine laufende Figur, ein Pfeil und ein Rechteck zu sehen sind. Wir haben gelernt, diese Schilder als eine nüchterne Information zu lesen, als Richtungsangabe zu einem Ausgang. Wenn man die Schilder aber mit einem offenen, „spielerischen Blick“ betrachtet, ergibt sich ein Spektrum von Fragen. Warum läuft die Figur? Wohin bewegt sie sich? Für was steht das Rechteck? Wird die Figur es erreichen? Ist das Erreichen überhaupt das Ziel, oder ist der Lauf der Sinn des Dargestellten? Läuft die Figur freiwillig? Kann sie stehen bleiben oder die Richtung ändern? Würde sie auch laufen ohne das Ziel?
Diese Fragen verbinden sich mit dem Ort, an dem die Schilder stehen. So empfinde ich die Fluchtschilder auf Ehrenbreitstein wie Fragezeichen zur Geschichte und Funktion der Festung. „Ist die Festung der Ort, zu dem die Figur sich hinbewegt, oder ist sie der Grund, warum sie läuft? Ist sie Bedrohung oder Zufluchtsort? Ist die Geschichte der Festung überhaupt Teil jener Bewegung, die das Piktogramm darstellt? Oder ist sie das Gegenteil, ein Verharren, ein NichtBewegen?
Ich möchte diesen Zusammenhang in zwei Installationen reflektieren. In beiden verwende ich Fluchtschilder ähnlich denen, die man auf der Festung sieht. Auf einer Wiese oberhalb des ersten Festungstores möchte ich 12 Schilder im Kreis aufstellen. Wenn man als Betrachter in diesen Kreis tritt, nimmt man die Figur wahr wie in einem Bewegungsablauf. Gleichzeitig realisiert man, dass es sich immer um das gleiche Schild handelt. Jedes der Schilder scheint auf das nächste zu verweisen und die Richtung der Bewegung zu verstärken. Allerdings gibt es kein Ziel und keinen Endpunkt, wodurch jedes der Schilder das folgende und das vorherige in Frage stellt.
Die zweite Installation befindet sich in einem Raum im Grabentor, jenem Durchgang, der zum inneren Bereich der Festung führt. Der Ort ist sozusagen im Übergang zwischen außen und innen und spiegelt von daher jene Bewegung, die auf dem Schild dargestellt ist. Dieser Raum diente früher den Wachposten als Aufenthaltsraum. Heute wird er als Lagerraum genutzt und erinnert an einen dunklen, feuchten Keller.
Ich möchte in diesem Raum eine Hell-DunkelInstallation zeigen. Das heißt, der Raum wird in einem Takt von 30 Sekunden abwechselnd hell und dunkel sein. Im Hellen wird man Alltagsgegenstände sehen, die den Eindruck erwecken, als werde der Raum als provisorische Unterkunft genutzt. Neben einem Stuhl und einem Klapptisch wird dort eine Matratze sein, eine Tasche, Kleidung und Essgeschirr. Im Dunkeln erscheint eine Malerei mit nachleuchtender Farbe, die auf die Matratze aufgetragen wurde. Als verbindendes Element erscheint ein Fluchtschild, welches im Hellen sichtbar ist, aber auch im Dunkeln leuchtet.

Bei dieser Installation werden zwei Bildebenen entstehen, die miteinander verknüpft sind, ohne ineinander aufzugehen. Vielmehr stellen sie Fragen aneinander und erzeugen in ihrem Wechsel ein Netz von Assoziationen und mehrdeutige Sinnzusammenhänge.
 


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